Kunst im Fluc

IN DER KUBATUR DES KABINETTS

Solipsism Revisited - Counter Strategies

9. August 2017

Dante Buu Marina Grzinic / Aina Smid in collaboration with Aneta Stojnic, Wolfgang Lehrner, Lisl Ponger kuratiert von Walter Seidl


Solipsism Revisited - Counter Strategies

Künstlerische Recherche basiert grundsätzlich auf Basis persönlicher Erlebnisse und deren Übertragung in eine neue Bewusstseins- und bildnerische Realitätsebene. Solipsismus wird in der Philosophie des Geistes verwendet und spielt eine wichtige Rolle in der Diskussion um Externalismus und Internalismus. Die Bedeutung konzipierter Begriffe hängt einzig von Bewusstseinszuständen des denkenden Subjekts ab. Dieser Methodolgie folgend sind unsere Erkenntnisse über die Außenwelt von unseren jeweiligen mentalen Zuständen abhängig.
Dies führt in weiterer Frage zur Positionierung des Subjekts in der Kunst und jener Spaltung zwischen Eigenem und Fremdem, das getrennt gesehen werden kann, aber immer in einem kognitiven Zusammenhang steht. Die KünstlerInnen der Ausstellung untersuchen unterschiedliche Zugänge zu Welten und deren mentalen Eigenleben, das auf Geschichte, dominante Narrative und subversive Zugänge beruht. Das Selbst und das Andere stehen einerseits im Gegensatz, bedingen einander aber im Sinne einer Lacanschen Psychoanalyse und sind unabdingbare Parameter in der Erkenntnis polarer Identitätsformationen und ihrer Zusammenhänge.

KünstlerInnen und ihre Arbeiten:

Dante Buu
Welcome Mustafa to the Life You Deserve (Self-Portrait)
Fotografie/handkolorierte Poster, 2015/16

Dante Buu zeigt eine Posterserie in Anlehnung an Andy Warhols Wandtapeten, bei denen stets ein Motiv vervielfältigt wird und dadurch eine überhöhte visuelle Bedeutung erlangt. Es handelt sich hier um ein Selbstportrait, das der Künstler jedoch digital bearbeitete um sich selbst als alten Mann darzustellen. Das Spiel mit Stereotypen und Assoziationen findet sich im Namen Mustafa, dem Mittelnamen des Künstlers, der auf eine muslimische Herkunft schließen lässt. Die handkolorierten Rosen im Haar verstärken die Ambivalenz sexueller Orientierung, die für Muslime stets in einem heteronormativen Bereich stattzufinden hat und im Falle der Andersheit zu physischen Gewaltausbrüchen führen kann. Welches Leben verdient folglich Mustafa und wie sieht jene im Bild projektierte Zukunft für schwule Muslime im Allgemeinen aus?

Marina Grzinic & Aina Smid ft. Aneta Stojnic
Into the Now
Video, 2017
22.10 min, Farbe, Ton
Produziert von dorf tv., Linz

Das Video fokussiert auf zentrale visuelle Marker und Dokumente im Werk von Marina Grzinic und Aina Smid, die in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind um das spekulative Versagen der Kapitalmärkte in der Gegenwart zu thematisieren. Dies geschieht in zweifacher Hinsicht, einerseits auf einer historischen Ebene und andererseits in dem Versuch, gegenwärtige Formen von Rassismus und Prozesse der Rassifizierung zu diskutieren, die nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt vorherrschen und sich hinter der finanziellen Krise verstecken. Das Video enthält eine Fülle performativer Ansätze sowie politische Statements und Positionen von Nadia Granados aus Kolumbien, Kwame Nimako aus Amsterdam und ebenso Gana und Jose Alejandro Restrepo aus Kolumbien.

Wolfgang Lehrner
Constructed Site, (Paris, France)
Video, 2014
41 sec (Loop), Farbe

In unterschiedlichen, jedoch zusammenhängenden Medien wie Fotografie und Video, deren Szenen auf Grund der unspektakulären und kaum wahrnehmbaren Bewegungsabläufe nahezu wie Standbilder wirken, fokussiert Lehrner urbane Raumansichten, die häufig den Eindruck von Peripherien vermitteln. Aus dem Bildmaterial seiner kosmopolitischen Recherchen konstruiert Lehrner seine Vorstellung von der Essenz der süd-ost-mittel-europäischen Stadt. Der spezifische Ort steht dabei jedoch im Hintergrund, vielmehr geht es Lehrner um eine Austauschbarkeit urbaner Szenarien, bei der Menschen wie Statisten in einer Örtlichkeit auftauchen, in die sie nur teilweise involviert zu sein scheinen. Der Grund ihrer Aktivitäten bleibt verborgen, im Zentrum steht das urbane Szenario mit seiner architektonischen Kulisse.

Lisl Ponger
u.a. Angelo Soliman i.R.
s/w Fotografie (Tapete), 2000

Lisl Ponger widmet sich in ihren Fotografien xenographischen Ansichten, die jene Diskrepanz zwischen dem Eigenen und dem Fremden hervorhebt. Oftmals posiert Ponger selbst in inszenierten Portraits, mit denen sie einen neuen Zugang zur Repräsentation des Fremden schafft. Das Problem der Repräsentation des Fremden verhandelt sie auch durch Verfremdungseffekte, wenn statt Menschen Figuren ins Bild treten. Durch den umgekehrten schwarz/weiß Effekt wird bei dem Blick in die Museumsvitrine schließlich auch das ethnische Verhältnis zwischen Betrachter und Büsten vertauscht. Als Pate für die gezeigte Arbeit stand der Nigerianer Angelo Soliman, Kammerdiener, Prinzenerzieher von Alois I. von Liechtenstein und Freimaurer, der im Wien des 18. Jahrhunderts bereits zu Lebzeiten Berühmtheit erlangte.

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