fluc
freitag 12. jänner 2007|ab 21:00 uhr
Salon skug im Fluc
HEAVYbreathing - The Sounds of Sex
Soundsexualisierung
im Salon skug
»HEAVYbreathing
– The Sounds of Sex«-CD-Präsentations-Party
feat.
ImTeam-DJs IntimDJ Cpt. Schneider, Didi Neidhart/skug,
Fritz Ostermayer/FM4 (»Im Sumpf«)
(Gl)Amourös
im Salon skug. Die erste Hälfter der Sampler-Reihe »Heavy
Breathing – The Sounds Of Sex« wird am 12.1.2007 im Wiener
Fluc präsentiert!
Natürlich
ist die Stimme ein Instrument wie jedes andere, ob sie jetzt rar und
bescheiden wie eine Triangel oder inflationär wie die Blockflöte
in der Volksmusik verwendet wird. Mit »Heavy Breathing«
liegt nun eine Compilation-Reihe vor, die sich explizit der vokalen
Übung »Stöhnen« annimmt und diese ins Zentrum
des Hörvergnügens stellt. Nicht ohne musikgeschichtlichen
Anspruch und Durchhalte-Hindernisse.Von Curious Sextronica bis Bouncy
Buttshakes.
68
Songs sollen es werden, wenn man voreilig schon die erst 2007 erscheinenden
Ausgaben drei und vier dazuzählen darf. Dass die Zahl 69 beim
Gesamtkonzept »Heavy Breathing« außer Acht gelassen
wurde, kann nur an einer fantasievollen Uminterpretation der Kamasutra-Lehre
liegen. Dafür lege ich vorerst meine primären Sexualorgane
ins Feuer. Dass sich auf den beiden ersten »Heavy Breathing«-Ausgaben
(zu den Themen »Greasy Listening, Exotica, Obscure Beats, Curious
Sextronica« und »Funky Pleasures, Soulful Body Languages,
Bouncy Buttshakes«) wiederum weder Jane Birkins gehauchtes »Je
t’aime« noch Donna Summers »Love to Love You Baby«
findet, liegt wiederum an verklemmten Copyright-Bestimmungen. Aber
haben sich diese beiden Tracks nicht sowieso an die Spitze unserer
Assoziationsketten sexuell-sinnlicher Musik gedrängt und gehören
von den oberen Spitzenreiterpositionen verdrängt? Von N.E.R.D.s
»Stay Together« zum Beispiel oder von John&Jackies
1950s Orgie »Little Girl« erst recht!
Volume
1 – Bite It!
»Jugendliche
die diese Platten ohne Wissen und Aufsicht erwachsener aufgelegt haben,
fordere ich sofort auf, den Tonarm aufzuheben!«, ermahnt die
junge Stimme beim Intro, gleich danach ertönt sleazy Listening
mit Line Renauds »Sexe« und bereitet die ZuhörerIn
sanft auf die nächsten Stunden Abwechslung mit dem Hörvergnügen
»Heavy Breathing« vor. Als pulsierende Mitte der ersten
Compilation-CD kann Track sechs gezählt werden. Hinter dem Künstlernamen
»Tender« verbergen sich Münchner Szenemittelsmänner
wie Markus Acher (The Notwist), Carl Oesterhelt (FSK), Albert Pöschl
(Queen of Japan, dis*ka) sowie der Compilation-Zusammensammler und
Herausgeber Hias Schaschko (IntimDJ Cpt.Schneider, aber auch bekannt
für lustige Postkarten und so manche Covergestaltungen aus dem
Hause Trikont). Im Stück »A Train« erarbeiten diese
Musiker ein Tondokument, das auf wundersame Weise den Weg zu Schaschkos
Anrufbeantworter gefunden hat. Es ist realistisch anzunehmen, dass
sich mittels falscher Tastenkombination eine »Answering Machine
Lady«, die vorgibt ein Zug zu sein, in Schaschkos Wohnsphäre
verirrt hat. Diese nächtliche Bekanntschaft auf Band war der
ausschlaggebende Impuls, mehr solcher Musiken zusammenzutragen. Musiken,
in denen gestöhnt, irritiert und mit Stimme und Lauten gereizt
wird. Songs in denen der explizite Weg zum »Let’s melt
together« (Sirenee: »Orgasm«) vertont wird. Volume
1 bietet mit Songs wie Suzie Seacalls »Me and My Vibrator«
(aus 1979), Rare Earths »Come With Me«, Jean Sebergs »Hiasmina«
oder Screamin’ Jay Hawkins »Bite It« einen interessanten
Blick auf bestimmte epische Erregungsbeulen vergessener Pop-Biographien.
Und zeigt, welch synergetischen Platz gehauchte Stöhn-Ausrufe
neben Instrumenten einnehmen können, wie das Saxophon einem akustischen
Höhepunkt gleichkommen kann. Dass sich Schlagzeug-Beats wie Sprungfedern
einer Matratze (besonders bei »Bedspring Symphony« von
Erotica) anhören können und Synths für den Lendenschwung
der Glückseligkeit stehen können.
Volume
2 – Thrill Me!
Neuere
Dekadenepochen werden auf Volume 2 verfolgt. Da kommen nun die offensichtlichen
Hip Hop-Akteure (neben Funk-, Soul- und Reggae/Ragga-Acts) zu Wort,
denen man das Attribut »Sounds of Sex« schon rein durch
die visuell beobachtete Komponente zutraut. Kool Keith, N.E.R.D.,
De La Soul und Lil’ Kim, die mit einem (doch nicht dem einzigen?)
Do-It-Yourself-Track, nämlich »Custom Made« von sich
hören macht. Der Dancefloor der (sexuellen) Verwirrungen wird
vorerst mit Grace Jones ausgeleuchtet. Mit »Aphrodisiskratch«
peitscht sich DJ QBert als Schlusslicht der »Heavy Breathing«-Compilation
durch Lektionen des frontalen Sexualunterrichts und begibt sich mit
seiner Plattennadel auf ein Pornoparkett der multiplen Orgasmen.
»Heavy
Breathing« trifft einige Nerven. Bei diskursiver Einverleibung
und epochaler Zuordnung helfen die Einleitungstexte von Fritz Ostermayer
(FM4) sowie die von skugs own Soundsexualisierungsspezialisten Didi
Neidhart verfassten Linernotes. Nach dem Akt des Durchhörens
bleibt allerdings festzuhalten, dass das weibliche »If I bite
ya – do it the same way« vom männlichen Counterpart
zu oft unbeantwortet bleibt. Das Duett der Geschlechter hätte
mehr Wohlfühlplätze verdient. Muss ich mir also die Nummer
69 selber dazu denken? Nicht ganz, zu mal sich Monica Seles’
angespannte Sieges-Säufzer als Hidden Track auf der Compilation
verstecken.
Aber
das ist noch nicht alles, versprechen doch die beiden weiteren Ausgaben
für das Frühjahr »Electronic Orgasms« und »Kinky
House Tunes«. Mehr dazu dann aber im nächsten skug.
SUSI
ONDRUSOVA
»Heavy
Breathing –The Sounds Of Sex Vol. 1 & Vol 2« (Normal
Records/Indigo/Hoanzl).
Vol.
3 & 4 sowie die Doppel-Vinyl-Editionen folgen im Februar 2007.
www.HEAVY-breathing.com