fluc_wanne
freitag 16. märz 2007
Live Venezian Snares
support: ZVONKO (disko404 / elevate - graz)
Venetian
Snares [BIOGRAPHIE]
Sein
Äußeres lässt eher auf einen Hartmetaller schließen.
Manch einer hält ihn allein wegen seiner Haarpracht und aufgrund
des Bartwuchses gar für einen (rein) optischen Wiedergänger
von Jesus Christus. Dabei bewegt sich Aaron Funk mit seinem Schaffen
in ganz anderen Gefilden. Zuhause im kanadischen Winnipeg arbeitet
Funk an Stücken experimenteller Elektronik, die für die
IDM-Schublade geradezu prädestiniert ist. Einer angejahrten Etikette,
die allerdings nur oberflächlich einer Umschreibung der Musik
von Venetian Snares dient. Sein Sound bewegt sich auf der Basis eines
geladenen Spannungsfelds von Hardcore-Jungle und Hochgeschwindigkeits-Drum'n'Bass.
Ein
ungestüm erscheinendes, detailliertes Klangdesign mit einer bisweilen
dunklen Atmosphäre, einem Sample-Irrsinn aus wild aneinander
gereihten und verschachtelten Breaks, hektischen Snares aberwitzigen
Basslines und grotesken Rhythmusmustern, deren produktionstechnische
Mutationen fast schon manische Ausmaße annehmen, so dass die
Bezeichnungen Drill'n'Bass bzw. Breakcore der Sache weitaus näher
kommen als man zunächst denkt. In etwa vergleichbar mit Aphex
Twin, Squarepusher, Doormouse oder Duran Duran Duran. Was andere über
ihn und seine Musik denken, darum schert sich Aaron Funk nicht wirklich.
Es ist ihm schlichtweg egal. Seine Lebensgefährtin und seine
Katzen liegen ihm da schon viel näher. Er zieht sein Ding durch
und konzentriert sich aufs Produzieren.
Der
Name Venetian Snares ist im Übrigen seinem speziellen Augenmerk
für ein ausgeklügeltes Arrangement der Snaredrum geschuldet,
die eine wichtige Rolle im Aufbau seiner Tracks einnimmt. Venetian
Snares, venezianische Trommeln, so die Bezeichnung für ein Preset,
das Funk für sich entdeckt und zum Programmieren nutzt. Seine
musikalische Sozialisation wiederum wird zu Beginn durch das Klavier
der Großmutter beeinflusst – der junge Funk geht jahrelang
in den Klavierunterricht, ohne davon überzeugt zu sein. Wie das
halt so ist. Ebenso gefallen ihm Titelmelodien diverser TV-Serien
und der kanadische Sänger Gordon Lightwood.
Außerdem
gibts da noch seine damals Punk hörende Mutter (D.O.A., Subhumans,
Ramones, Dead Kennedys). Kein Wunder, dass Aaron Funk später
Sachen wie Suicide und Joy Division hört und als Teenager in
Punkbands spielt. Im Alter von 17 fängt er an, selbst Musik zu
komponieren.
Mit
dabei: eine Ladung Ghettoblaster und verschiedenste Geräuschen
von Ampelanlagen, Mülleimern und anderen Gegenständen, die
Klänge erzeugen, und die Funk zuvor in einer Art Fieldrecording
auf Tape gebannt hat und mit seinem Recorder-Park unter großem
Aufwand zusammenschustert. Das ändert sich, als er sich zunächst
ein zum Sampeln geeignetes Delay-Pedal und dann einen Amiga 500 zulegt.
Zusammen mit seinem Kumpel Dan experimentiert er mit musikalischen
Entwürfen. Mittlerweile entstehen die Tracks von Venetian Snares
vollständig am Rechner. Seine erste Platte "Shiver In Darkness"
erscheint 2000 bei Isolate.
Als
Mike Paradinas, Macher von Planet Mu, die 12inch "Greg Hates
Car Culture" von Venetian Snares hört, verpflichtet er ihn
für sein Label. Ab 2001 folgt jährlich mindestens eine Albumveröffentlichung
auf Planet Mu bzw. Hymen. Damit ist er in der glücklichen Lage,
durch die Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit Klängen,
die wirklich nicht jedermann Sache sind. Und das spricht wiederum
für ihn.
[text:
http://www.laut.de/]