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Charmant Rouge

Donnerstag, 25. November

externer linkDie Presse über Charmant Rouge

Was für ein Musikmonster haben Charmant Rouge da nur erschaffen: wüste Gitarrenwände, präzisest getimte Lärmkaskaden, surreale Cut-Ups, rabiater Rock, wie er von Labels wie SST, Thrill Jockey oder Skin Graft nicht besser kommen könnte. Zur, sagen wir mal, unsteten Historie der burgenländisch-wienerischen Band passt, dass sie sich auch auf ihrer dritten Platte praktisch komplett neu erfinden. Es ist das permanente Ausloten von Aggregatszuständen, die bei Dark Water wie ein Malstrom in die Tiefe mäandern.

1996 als Musik-/Videoband in Eisenstadt gegründet, wurden Charmant Rouge rasch zu einem der musikalischen Protagonisten rund um die Cselley Mühle im burgenländischen Oslip, dem ältesten unabhängigen Kulturzentrum Österreichs. Dort wurde 1997 mit der Expanded-Cinema-Aktion Synart3 eine der wichtigsten Interventionen in der frühen Bandgeschichte aufgeführt. Es folgten eine kreative Pause bis 2001, die Umbenennung in Le Charmant Rouge und das Debüt Winzer (2002; KJ Rec.). Dann wieder längere Pausen, schließlich beachtliche Erfolge mit dem zweiten Album Post No Bill (2004; KJ Rec.). Dann wieder Band-interne Umstrukturierungen, das ‘Le’ entsorgt, Rückbesinnung auf die musikalische Herkunft, Koordinierung der Bandmitglieder, die auch bei Tanz Baby!, Mimi Secue, Bobby Velvet, Bo Candy and the Broken Hearts (ex-The Beautiful Kantine Band), Glim und Liquid Loft aktiv sind. Charmant Rouge sind Andreas Berger (Bass, Programming, Synths, Arrangements), David Kleinl (Voices, Synths, FX), Robert Pinzolits (Drums, Synths, Voices, Arrangements; Betreiber von Karate Joe Rec.) und Thomas Pronai (Guitars, Voices, Arrangements). Diktaphon-Cuts, Audio Tapes, Vocoder sowie zu Instrumenten umgerüsteter Metallschrott erweitern den Gerätepark, um daraus den ganz speziellen, stets unvorhersehbaren Charmant-Rouge-Sound zu destillieren.

Nach dem Rock-infizierten Album Winzer erklomm Post No Bill die Redaktions-Charts, Nummern wie Rosi Labouche, das sich wie ein ‘lost track’ von prä-Kraftwerks Band Organisation anhört, ließen Charmant Rouge in ein Fahrwasser geraten, in dem sie auf das Labeling ‘Krautrock’ festgemacht wurden. Sie hätten es sich dort so bequem machen können: denn dass sie eingängige, Radio-taugliche Nummern zu produzieren in der Lage sind, war mit diesen beiden Platten mehr als beweisen.

Dark Water, die dritte Veröffentlichung von Charmant Rouge, lässt davon genau nichts übrig außer den Band-typischen perfiden Brechungen und Verwirrtaktiken zwischen Ironie und Grimmigkeit. Stattdessen ist Dark Water eine Kampfansage gegen standardisierte Gemütlichkeit, ein hochenergetisches Einnisten zwischen alle nur erdenklichen Genrestühle, Noise-Improvisationen à la Sonic Youth, Flying Luttenbachers und Jazz-Spielarten weit verwandter als sonst irgendwas. Was nur eine konsequente Erweiterung frei fließender, Cut-Up-basierter Rockmusik darstellt. Die Ursprünge des Albums liegen bis zu vierzehn Jahre zurück, in den letzten drei Jahren wurde das Material vollständig neu aufgerollt und ins Jetzt transferiert, sprich arrangiert.

‘Vortex March of the Insects’ dürfte dafür wohl eine der emblematischsten Trackmarks auf Dark Water sein. Repetetive, minimale Strukturen, die sich immer tiefer in einander verzahnen, darüber abstrakt phrasierter Silbengesang: Charmant Rouge im kosmischen Veitstanz mit Bands wie Acid Mother Temple. Politik wird nicht mehr mit Persiflagen wie bei der Nummer ‘Ziel 1’ (2002) oder dem Video ‘Fingerprints’ (2002) gemacht, sondern wird wie auf ‘Ordnung muss sein’ tief in die Musik selbst verlegt. Im Raum stehen gelassene Gitarrenriffs und Schlagzeugbeats, aus denen sich quälend langsam Melodiefragmente schälen, als zäher Lavastrom kommt ‘Sticky Explosions in Cinemascope’ daher, einer der wahrscheinlich besten heimischen Beiträge zum Drone-Rock.

Womit wir bei einer weiteren herausragenden Eigenschaft von Dark Water sind: Das als Passagen konzipierte Album versetzt das Kopfkino in heftige Rotation, imaginäre Landschaften voll verstörender Schönheit ziehen in diesem vierzigminütigen Filmsoundtrack in brüchig-grobkörnigem Schwarzweiß am Hörer vorbei. Der Grund unter Wasser ist so dunkel wie heimelig. Integraler Bestandteil der Live-Shows von Charmant Rouge sind denn auch die von David Kleinl produzierten Visuals. (Text: Heinrich Deisl)




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