Theory

Schaltplatine Installation bei sonambiente o6 Berlin

Schaltplatine Installation bei sonambiente o6 Berlin

Durchzugsorte, Passagen und Transiträume wie der Praterstern oder der Karlsplatz in Wien, sowie der Potsdamer Platz in Berlin zählen zu den bevorzugten Orten für die Sound- und Lichtinterventionen der Künstler- und Performancegruppe [ dy'na:mo ]. Die Grenzen zwischen öffentlichem Informationsfluss, ästhetischen Statements und politischen Modellen, sind an Orten, die sich außerhalb von Kunstinstitutionen in öffentlichen Sphären befinden, äußerst transparent. Die Wahrnehmung und das Erleben von Sound und Klang, sowie die Differenzwirkung von Innen- und Außenraum durch Lichtimpulse wird durch die Bewegung in Transiträumen besonders erfahrbar. Der Passagencharakter läßt die PassantInnen die Installationen von [ dy'na:mo ] durchlaufen ohne dass es einer speziellen Aufforderung bedarf - die Bewegung pulsiert.

Die Soundpraktiken von [ dy'na:mo ] gehen im installativen und interventionistischen Bereich in Richtung Soundenvironment und lösen sich von Samplekulturen, indem neben der Architektur auch Sozialisierungsprozesse eine Rolle spielen. Wie stark elektronische, digitale und analoge Technologien zusammenwirken und der konzeptualistische Zugang von Sound als Geräusch ebenso von Relevanz ist, zeigen die aktuellen Projekte. Ein strukturell identifizierendes Denken orientiert sich visuell zugänglicher an den dem Auge gelieferten Images und Bildern, während das Ohr die Informationen an ein dynamisches und assoziierendes Denken weiterleitet. Als Produzenten neuer elektronischer Klangerzeugungsverfahren und analoger Transfers appellieren [ dy'na:mo ] an dieses Differenzierungsvermögen. Infolgedessen entstehen neue Begrifflichkeiten wie Fluktuationsklang, Texturklang und Strukturklang. Als Betreiber des Projektraumes Fluc am Wiener Praterstern hat die Künstlergruppe [ dy'na:mo ] diese Bezeichnung von "fluctuated rooms" abgeleitet und damit auf die Veränderbarkeit und Verschiebung räumlicher, sozialer und begrifflicher Praktiken einbezogen.

In den Installationen wie "Moving Soundcapes III - V" (u.a. steirischer herbst 2004) wird durch Leuchtstoffröhren ein Klangimpuls produziert, den die elektronischen Soundkompositionen kongenial durchspielen. Durch die an- bzw. abschwellenden Drone-Effekte und minimale Frequenzmodulationen treten die durch den Computer generierten Schaltimpulse der Leuchstoffröhen in einen Dialog zueinander. Als visuelles Element ist die Leuchtstoffröhre gleichzeitig die Produktionsquelle der Sound-Art-Installation. Der Sound wird durch die Tonabnahme von den Leuchtstoffröhren quasi importiert. Durch die direkte Ansteuerung werden Codes übermittelt, deren Information eine Struktur vorgeben, die den Prozess der Transformationen auslösen. Die Licht- und Soundinstallationen von [ dy'na:mo ] strahlen nicht den konzeptuellen Designercharme eines Charsten Nicolai oder eines Ryoji Ikeda aus, zu stark präsent ist die strukturelle Subversionskraft ihres Sounds und das schafft Potential, welche Sound-Technologien nicht in die Versenkung auditiver Betriebsstörungen beordert. Die phänomenologischen Aspekte von Sound, kompositorische Systeme und Anordnungen gewinnen ebenso an Relevanz, wie die Abkehr von subjektzentrierten Autormodellen. Die Licht- und Soundinstallationen von [ dy'na:mo ] funktionieren infolgedessen auch als phänomenologisches Setups. Eine sensorielle Geschmeidigkeit im akustiktechnischen Umgang mit unterschiedlichen digitalen und analogen Strategien wird praktiziert. (Text: Ursula Maria Probst)

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