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DECKCHAIR ORANGE

Mittwoch, 2. März

“The Age of the Peacock” geht mit Beat-getriebenen, verspielten Sounds und melodischen Gitarren den beschleunigten Schritt eines ambitionierten Lebens, das sich entscheiden will. Zerrissen zwischen dem reuelosen Außergewöhnlichen und eingefleischten Erwartungen, früheren Vorstellungen und der Fülle an Möglichkeiten klingt dieses Album gleichzeitig rau und gelassen, dringlich und rauschend.

LAST NIGHTS MEMORY: LOVE LAUGHTER OR LUNACY
Deckchair Orange präsentieren mit “The Age Of The Peacock” ihr mit Produzenten Ron Flieger zwischen München und Wien aufgenommes zweites Studioalbum. Dem Vorgänger wurde bescheinigt für einen Erstling “schon zu weit gereist, zu viel gesehen und erlebt” zu haben und ließ sie die Hauptbühnen der Festivals erklimmen. Deckchair Orange haben seither beachtliche Live-Erfahrung gesammelt und die Bühne für Bands wie die Shout out Louds und Clap your hands say yeah gewärmt.

Die Lieder auf “The Age Of The Peacock” klingen dies mal rauer, die Worte gelassener, das Beat-getriebene Tempo dringlicher als zuvor. Das Schwanken zwischen Krachen und Melodie, die wechselnde Dramaturgie innerhalb der Songs erklärt sich auch im zeitweise launigen Gesang. Erzählt wird dabei von Schnelllebigkeit und Unentschiedenheit. Dabei spiegelt sich die Ruhelosigkeit der Musik in den Worten, einmal hart, in anderen Momenten nachdenklich. Hin und her gerissen zwischen unbedachten Nächten und gewählten Unfreiheiten, schneller Bewegung und harmonischer Gemütlichkeit.

Deckchair Orange haben ein offensichtliches Gespür für eingängige Melodien. Aber gerade kantigere Songs entspinnen beim mehrmaligen Hören ihre fokusierte Intensität. Darin liegt auch die Spannung dieses Albums: Wie sich Situationen und Gefühle verändern, zeigen sich auch die Songs nicht vorhersehbar. Von starken Synthiemelodien und vom Herzrhytmus angetriebenen Schlägen taucht man in ein rauschendes Innehalten. In die Ernsthaftigkeit bricht ein inbrünstiger, orchestraler Chor.

“The Age Of The Peacock” setzt sich auch aus neuen Perkussionselementen, vielschichtigen Stimmen, Zither und diversen Synthie-Fanfaren zusammen. Spürbar erklären die Songs nicht nur eine Sicht, sondern sind beim gemeinsamen Schreiben der Bandmitglieder, ohne Einschränkung auf das eigene Musikwerkzeug, die Stimmen und Tonsphären, gewachsen. Spontane Soundfragmente und inhaltliche Schnittstellen schieben sich zu Songschichten und zusammen entwickelten Arrangements.

Andreas Gstettner von FM4 schreibt über Deckchair Orange, dass die Kraft ihrer Songs in der erzählerischen Ebene steckt. “The Age Of The Peacock” lädt namensgebend zum Selbstblick ein. Dabei wird vom Wachstumsschmerz erzählt und von Menschen, die sich unterschiedlich entwickeln. Beim Versuch, den eigenen Ort zu finden, fern von der Stadt die einen nicht atmen lässt, steht der Ort auch für Gefühlswelten. Es geht um das Entkommen, manchmal nur, um zu erkennen, dass man schon Zuhause gewesen ist. Entkommen ans Meer mit seinem Mädchen, wo Zeit und Erwartungen anders funktionieren. Die Stadt einmal verblassen sehen, und die Sicherheiten.

OUR HEARTS MAKE US BELIEVE THAT WE COULD CAPTURE HOPE BENEATH OUR SHEETS
Die Texte blicken den Menschen noch einmal nach, von denen man sich auf diesem Weg entfernt. Wenn in einem Song jemand davon abgehalten werden soll zu gehen, klingen die Worten mehr nach insistierendem Trotz, als nach Melancholie oder Pathos. “Truth you´ll find it in my absence”, wird da gesungen, bevor sich Menschen in verschiedene Richtungen verabschieden, erstarkt und gelassen. “The Age Of The Peacock” erzählt auch von der Unzulänglichkeit einander zu verstehen, versuchtem Neubeginn und gefühlten Momentwahrheiten.

Brüche entstehen zwischen der Chance des Moments und der erschlagenden Anzahl an Möglichkeiten. Einerseits ist da der Wunsch nach einem reuelosen Leben voll Veränderung und Jugend, der Glaube daran, dass Menschen einander Leben beeinflussen können. Andererseits gibt es die Sehnsucht nach der Einfachheit gefällter Entscheidungen, vertrauter, unausgesprochener Erwartungen. Die Lebendigkeit von neuen Erlebnissen steht gegen das Getriebensein in Rollen. Der beschleunigte Schritt eines ambitionierten Lebens, das sich gerne Zeit ließe, um zu wissen, ob es die richtige Richtung einschlägt. Wie will ich mein Leben verbringen? Was wird aus früheren Träumen? Wie eine Balance finden zwischen dem Gewohnten und dem Außergewöhnlichen?

Deckchair Orange finden sich in kleinen Momenten der Wahrheit wieder; in Momenten, in denen nur das Sich-Gehen-Lassen zählt, in Nächten mit Zuckerwatte und möglichen Liebenden oder wandelnd durch die Stadt.

WE RAISE OUR FISTS IN LOVE OF GRAVITY
“The Age Of The Peacock” stellt wichtige Fragen und lässt sich schließlich in der Musik fallen, wenn der Chor erleichternd laut wird. Der finale Song “Buzzing Air” erzählt vom Entkommen der von Telefonen surrenden Luft, singt zeitumschreibend vom Anspruch von Verfügbarkeit und der Unüberschaubarkeit der möglichen Entscheidungen. Trotzdem endet das Album mit der Ahnung, dass das Surren in der Luft nicht nur von aufmerksamsbegehrlichen Mobiltelefonen herrühren kann. Sondern womöglich auch von den warmen Molekülen einer großen Nacht am richtigen Ort, wie sie nicht wieder passiert. Und das ist vielleicht mehr Antwort, als man sich wünschen kann.

Text: Clara Trischler

externer link www.deckchairorange.com





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